Fünf Gründe für Gutenberg im WordPress Core

Der zukünftige WordPress Editor spaltet die Gemüter und ruft sowohl Befürworter als auch Gegner auf den Plan. In diesem Beitrag zeige ich fünf Gründe für Gutenberg und warum wir meiner Meinung nach die neuen Blocks im WordPress Core brauchen.

Testphase von Gutenberg ausgeweitet

Wie in der Roadmap von Gutenberg angekündigt, wurde mit WordPress 4.9.8 ein Aufruf zum Testen des neuen Editors in Form eines Dashboard-Teasers gestartet.

Gutenberg Teaser im WordPress Dashboard

Der Aufruf führte zum gewünschten Erfolg. Innerhalb weniger Wochen vervielfachten sich die aktiven Installationen von Gutenberg auf über 200.000 Websites. Eine Vielzahl von Bugs wurden als Github Issues gemeldet und können nun abgearbeitet werden.

Ablehnung von Gutenberg steigt

Nicht abgenommen haben die zahlreichen kritischen Stimmen, die sich vor allem in den 1-Sterne-Bewertungen des Gutenberg Plugins finden lassen. Ein großer Teil der WordPress-Community wehrt sich gegen die Einführung von Gutenberg mit WordPress 5.0 und möchte den klassischen Editor behalten. Sogar ein erster Fork und eine Petition sind entstanden.

Das Gutenberg-Plugin ermöglicht die Bearbeitung, Anpassung und den Aufbau von Websites in WordPress. Verwende es, um Beta-Funktionen vor ihrer offiziellen Veröffentlichung zu testen.

By Gutenberg Team

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Last Updated: 1 Woche ago
300.000+ Active Installs
Compatible up to: 6.5.5

Die Kritik gegen Gutenberg lässt sich in vielen Punkten nachvollziehen. Die derzeitige Umsetzung ist (noch) nicht ausgereift genug und muss noch verbessert werden. Auch ich würde manche Sachen anders gestalten und bin noch nicht restlos überzeugt von der Usability.

Trotzdem bin ich nach wie vor ein Verfechter von Gutenberg. Die neuen Blocks sind eine gute Idee und der richtige Schritt in die Zukunft von WordPress. Meiner Meinung bestehen sehr viele gute Gründe für Gutenberg, welche vor allem langfristig Vorteile mit sich bringen.

Die Frage ist doch: Warum brauchen wir überhaupt einen neuen Editor in WordPress?

Fünf Gründe für Gutenberg

Hier sind meine persönlichen Gründe für Gutenberg im WordPress Core:

1. Flexibilität

Die größte Neuerung von Gutenberg ist die Einführung von Blocks.

Aber warum ist ein Block-Editor dem klassischen Editor überlegen?

Ein großer Vorteil von einzelnen Blocks für jedes Content-Element sind kontextabhängige Optionen. Jeder Block in Gutenberg – egal ob Paragraph, Überschrift, Zitat, Bild oder Button – hat seine eigenen block-spezifischen Optionen, die nur bei Bedarf und Bearbeitung dieses Elements eingeblendet werden.

Gutenberg ist nicht das erste Feature in WordPress, welches einzelne Bausteine zur Erstellung von Content nutzt. Widgets funktionieren genauso. Jedes Widget hat seine eigenen Optionen, welche ganz unterschiedlich ausfallen können. Und auch so ziemlich jeder Page Builder für WordPress arbeitet mit dem gleichen Grundprinzip von Modulen mit spezifischen Einstellungen.

Im Gegensatz zum starren klassischen Editor können mit Blocks viel mehr Optionen im gleichen Interface untergebracht werden, ohne zu überfordern. Gutenberg ist damit heute schon weitaus flexibler als der alte Editor und bietet mehr Konfigurationsmöglichkeiten für deinen Content.

2. Modern Publishing

Das Web hat sich seit der Einführung des jetzigen Editors rasant weiterentwickelt. Der klassische Editor besteht aus einer großen Eingabefläche für den kompletten Inhalt und funktioniert damit ähnlich wie ein Textverarbeitungsprogramm ala Google Docs, Open Office und MS Word.

Heutzutage bestehen Websites aber aus mehr als nur Text und Bildern. Der Editor von WordPress ist dafür hoffnunglos veraltet. Buttons, Spalten, Formulare, Slideshows und andere Layout-Elemente können meist nur mit komplizierten und altmodischen Shortcodes eingefügt werden.

Die Nachfrage nach Page Buildern zeigt, dass der Standard-Editor für viele WordPress Nutzer nicht ausreichend ist. Das heißt nicht, dass der WordPress Editor ein Page Builder werden und tausende Features anbieten muss. Es zeigt aber auch, dass der klassische Editor den Ansprüchen an modernes Publishing und Rich Post Editing nicht mehr genügt.

3. Erweiterbarkeit

Die Popularität von WordPress zeichnet sich vor allem durch seine Community und riesiges Ökosystem aus. Mit tausenden Themes, Plugins und Entwicklern für die Plattform besteht für jedes Problem eine Lösung und es lässt sich nahezu jede Webanwendung realisieren.

Entwickler können dabei auf eine Reihe von Möglichkeiten zurückgreifen, um WordPress anzupassen und zu erweitern. Widgets, Shortcodes, Custom Post Types, Meta Fields, Customizer und Settings API – überall stehen entsprechende APIs und Hooks bereit.

Der Editor hingegen ist schlecht erweiterbar. Für den ganzen Edit-Screen stehen zwar einige Hooks bereit und es können Metaboxen hinzugefügt werden, der tinyMCE-Editor selbst ist aber relativ starr. Es besteht nur die Möglichkeit, von außen Shortcodes und HTML einzufügen.

Mit Gutenberg kann nun auch der Content-Bereich eines Posts einfach erweitert werden. Entwickler können eigene Blocks erstellen und wir dürfen gespannt sein, welche innovativen Blocks das Licht der Welt erblicken. Hier entfaltet Gutenberg sein ganzes Potential.

4. Standardisierung

Die mangelnde Erweiterbarkeit des Editors hat zu vielen Problemen geführt. Page Builder haben alle ihre eigene Oberfläche entwickelt, weil sich ihre Layout-Module nicht im klassischen Editor abbilden lassen. Meistens zeigen sie nur einen Button, der auf das eigene Interface weiterleitet.

Die Plugins haben jedes Mal das Rad neu erfunden, um im Grunde das Gleiche zu tun: Content-Blocks einzufügen und zu layouten. Dadurch besteht keine Kompatibilität von Page Buildern. Ein Wechsel von Divi, Beaver Builder oder Elementor zu einem anderen Plugin ist nur schwer möglich; Content muss aufwendig migriert werden.

Eine wichtige Aufgabe des WordPress Cores ist, für Standardisierung zu sorgen. Theme und Plugin Entwickler haben häufig eigene Lösungen für bestimmte Features entwickelt, welche nachträglich vom Core standardisiert wurden. Der Customizer, Custom Post Types oder auch Post Formats können hier als Beispiele genannt werden.

Mit Gutenberg erhalten wir endlich eine Standardisierung für Content-Blocks.

Der neue Editor ist damit kein Page Builder Killer, sondern durch die Standardisierung von Blocks ein stabiles Fundament, auf dem Page Builder aufbauen können. Spätestens in den nächsten Phasen von Gutenberg, wenn Blocks auf die komplette Website ausgedehnt werden.

5. Einheitliches Interface

Stellen wir uns ein kleines Szenario vor. Ein WordPress Nutzer möchte eine Slideshow einbinden und installiert dazu ein Plugin. Mit dem Plugin kann eine neue Slideshow als Custom Post Type angelegt und mit Metaboxen und Custom Fields konfiguriert werden.

Danach wechselt der Nutzer zum Editor und kann die Slideshow mit einem Shortcode einfügen. Zusätzlich soll der Slider noch als Widget im Footer dargestellt werden. Oh, und mit einem Page Template des Themes wird die Slideshow im Header mit einer Template Funktion angezeigt.

Wir sehen hier eine ganze Bandbreite von verschiedenen Konzepten und Interfaces für eine eigentlich einfache Aufgabe. Für WordPress Einsteiger ist der Prozess unnötig kompliziert. Und der Plugin Entwickler hatte mit CPT, Metaboxen, Shortcode und Widget auch eine Menge zu tun.

Mit Blocks wird die User Experience für viele Features vereinheitlicht. Ein Slideshow-Block wird direkt dort konfiguriert, wo er angezeigt wird. Der Block kann in Header, einer Sidebar oder im Content eingefügt werden. Er funktioniert überall gleich.

Fazit

Ich bin überzeugt davon, dass wir Gutenberg im WordPress Core brauchen. Die Idee ist gut, momentan mangelt es aber noch an der perfekten Umsetzung des Konzepts. Ich hoffe aber, dass wir bis zum Release von WordPress 5.0 noch einige Verbesserungen realisiert sehen.

Was denkt ihr über die Einführung von Gutenberg?